DER NEUE HEUTIGE

EDITORIAL

Lieber Leser,
Liebe Leserin

Es freut mich dich hier zu begrüssen.

In dieser Ausgabe setzt "Der Neue Heutige" voll auf Bilder, ausser diesem Editorial.

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Zukunft, Heute, Vergangenheit. Wird, ist, war. Das ist, was mich in der nächsten Stunde interessiert. Menschlich, technisch. Und die Geschlechterrollen.

Wo fange ich an? Die Zukunft kann man nur erahnen. Was man kennt, ist die Vergangenheit bis genau jetzt und nicht weiter. Viel weiss man über die Vergangenheit auch nicht, am meisten weiss man aber über sich selbst. Ob dieses Wissen über sich selbst der Wahrheit entspricht, dem sich tatsächlich Zugetragenen, ist schwer einzuschätzen. Man muss davon ausgehen, dass vieles des sich angeblich Geschehenen irgendwie zusammengedichtet ist, also nicht der Wahrheit entspricht. Es wäre nun sehr interessant herauszufinden, ob überhaupt irgend etwas, das die Menschheit kommuniziert, der Wahrheit entspricht. Denn tagtäglich benutzen wir irgendwelche Notlügen, um etwas besser dazustehen. Ja, der Mensch gibt sich, da ist er sehr motiviert, wirklich Mühe sich und andere zu täuschen und ist dabei sehr erfolgreich, weil auch gerissen. Ja keine Schwächen. Kein Makel.

Aber genau dies ist seine Schwäche. Insgesamt entwickelt sich der Mensch nur langsam. Das ist gut zu beobachten am Beispiel des Feminismus. Die Emanzipation der Frauen kommt nur sehr schleppend voran, und es gibt auch laufend Rückschritte. Das ist ein weltweites Problem. Die Machtverhältnisse haben sich zwar verschoben, aber noch lange nicht so, wie sie eigentlich sollten. Grundsätzlich ist der Mensch ein Geschöpf, das sich dauernd beweisen will, und auch meint, dass es das muss. Das war in der Vergangenheit noch stärker zu beobachten als heute. Es änderte sich in den letzten 300 Jahren doch einiges. Heute ist jedes Menschenleben gleich viel wert, jedenfalls in der Theorie. Das war nicht immer so.

Um ehrlich zu sein braucht es Disziplin und Aufrichtigkeit. Die Integration durch Arbeit und Entlöhnung spielt eine zentrale Rolle. Und die Fähigkeit, sein Ego zurückzuhalten und anderen Platz zu machen und sich für andere zu interessieren, das beherrscht eigentlich niemand so richtig. Und die wenigen, die nicht anders können, werden überrannt und gehen unter.

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Alles, was wir anschauen oder beobachten, bewerten wir. Die Kriterien sind höchst individuell. Jeder nimmt alles etwas anders wahr, und je nach Stimmung kann das auch variieren.

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Wünschenswert für die Zukunft ist eine offene Gesellschaft. Von dem ist man heute weit entfernt. All die Zwänge, die man uns auferlegt hat, geben wir den Jungen weiter, wir lehren, was wir gelernt haben. Eine offene Gesellschaft - wenn man sich darunter eine Demokratie vorstellt, dann scheint in vielen Teilen der Welt das Ziel erreicht. Eine offene Gesellschaft - wenn man sich darunter die Freiheiten vorstellt, die wir heute haben, und die es früher nicht gab, dann scheint dies oberflächlich erreicht worden zu sein. Eine offene Gesellschaft ist auch eine Gesellschaft der Toleranz, des Respekts, der Empathie, der Selbstverwirklichung. Diese Gesellschaft existiert nicht. Aber wir meinen, dass sie existiert. Nicht alle. Es gibt immer noch genug Menschen, die keine offene Gesellschaft wollen, sonst wäre sie womöglich bereits da.

Welche Freiheit habe ich denn beispielsweise beim schreiben dieser Zeilen? Welcher Zensur unterliege ich? Was lasse ich zu und was lasse ich wieder fallen, was sickert rein, was lasse ich stehen?

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Technik ist wertelos, sie geht oder sie geht nicht. Und es kommt immer neue dazu. Todgesagtes stirbt nicht immer gleich schnell. Etwas, das funktioniert, muss man nicht ersetzen.

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Die fünf Fotos stehen für die Themen, mit denen sich "Der Neue Heutige" in dieser Ausgabe beschäftigt. Allerdings ohne ein weiteres Wort. Ich wünsch dir eine gute Zeit.

2016-03-07/fs