DER NEUE HEUTIGE

EDITORIAL

Lieber Leser,
Liebe Leserin

Es scheint mir, es ist ein guter Zeitpunkt um über den Kapitalismus zu reden.

Bis zum 18. September zeigt der Verein BlackBox in Schöftland, in der Galerie Noseland, an der Ruederstrasse 44 eine thematische Gruppenausstellung zu diesem Thema. Wer auf Entdeckungsreise gehen mag, kann sich dort lange und vertieft mit der Thematik auseinandersetzen. Und es geht nicht einfach darum, dass der Kapitalismus scheisse ist, sondern darum offen und ehrlich die Schattenseiten des Kapitalismus zu diskutieren.

Es stimmt, wir sind von Anfang an in den Kapitalismus hineingeboren worden und wir, wie auch jeder Einzelne, finden kaum eine Möglichkeit uns daraus heraus zu winden. Aber wir könnten eine Transformation einleiten, um darunter Leidenden etwas mehr Respekt verschafft. Nun - in ein paar Teilen der Welt wird dies bereits praktiziert, und der Nutzen geht an alle. Dass Heute Benachteiligte die Chance haben, ein eigenständiges Leben zu führen, dass ist toll, aber weltweit eher die Ausnahme.

Ich möchte dich hier nicht unendlich zutexten, denn du kennst deine eigene Erfahrung mit dem Kapitalismus und in den Medien, wenn du denn solche Kanäle zulässt, wird immer berichtet über seine Vor- wie auch Nachteile. Was ich dir hier aber anbieten kann, ist eine kleine Spielerei. Ich schreibe mir wichtigen Personen aus der Vergangenheit einen kurzen Brief und reflektiere etwas die Entwicklung, in der wir standen, stehen und stehen werden.

Zudem zeige ich dir einen kurzen Einblick in die Gedanken von Kunstschaffenden, die in der eingangs erwähnten Ausstellung ihre Gedanken zum Kapitalismus formuliert haben. Und zu guter Letzt noch einen von mir verfassten Pressebericht. Viel Vergnügen.

2016-09-04/fs

BRIEF AN KARL MARX

Lieber Karl Marx,

Du hast mir immer vieles zu bedenken gegeben. Dafür danke ich Dir. Ich weiss nicht, ob ich Dich immer richtig verstanden habe, die Themen, die Du beackert hast, waren ja auch immer sehr komplex. Wenn ich mich recht entsinne, hattest Du zu deinen Lebzeiten den grössten Erfolg mit deinem Buch "Das Kapital". Da meiner Meinung nach vieles daraus nicht mehr in die heutige Zeit übersetzbar ist, haben überhaupt alle deine Schriften an Bedeutung verloren. Du ahnst ja nicht, wie heute an der Börse täglich gezockt wird. Und wenn Du wüsstest, wie heute ein Stellenprofil auszusehen hat, Du würdest Dich im Grab umdrehen. Auch gearbeitet wird, also das, was Du damals darunter verstanden hast, heute eigentlich fast nicht mehr, und das wird jetzt (wir leben gerade im Nachinformationszeitalter) immer noch extremer. Bald werden durch die Digitalisierung noch mehr Jobs im daherkommenden Sinn (Verkauf, Transport, Kommunikation, Produktion) wegfallen und durch die Arbeit von Computern (sehr weit entwickelte Rechenmaschinen) ersetzt. Die Automation wird bis in den hintersten Winkel in irgend einem versteckten Tal Einzug halten. Wir sind mitten in dieser Transformation. Klar werden neue Berufe daraus kreiert, aber es wird trotzdem weniger Angestellte brauchen um gleiches und mehr zu erledigen. Ich weiss jetzt nicht, wie Du über die heutige Welt denken würdest, ob Du überhaupt darüber denken würdest, oder ob Du nicht lieber etwas mehr Zeit mit deiner Familie verbringen würdest.

Du hast die Nazi-Zeit nicht miterlebt, ich auch nicht, doch kenne ich zumindest seine Geschichte. Der Antisemitismus hat eine lange Tradition. Und doch ist es kaum vorstellbar, dass ein Wahnsinniger Deutschland, Europa und die ganze Welt in den 1930er-Jahren terrorisiert hat und Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten. In Internierungslagern wurden Juden, politische Gegner, Behinderte sowie Geisteskranke verbrannt. Der damalige Führer hat die Menschen gegeneinander aufgehetzt und eine nationalsozialistische (was mit Sozialismus nichts zu tun hat) Politik mit einem Hang zu religiösem Wahn innert weniger Jahre aufgebaut. Was hättest Du wohl unternommen, hättest Du diese Zeit noch miterlebt?

Rund 60 Jahre später, die meisten Zeitzeugen sind bereits in hohem Alter gestorben, schlägt die Geschichte ein weiteres grosses Kapitel, diesmal in der Türkei, eines herrschsüchtigen Psychopathen auf. Die Parallelen zur düsteren Nazizeit liegen für mich auf der Hand: Durch Säuberungswellen inhaftiert und entlässt er politische Feinde aus allen möglichen Berufsgattungen und verlangt von seinem Volk die bedingungslose Gevolksschaft. Es ist ungewiss, wohin das hinführen wird, selbst habe ich schon die dunkelsten Szenarien durchgespielt. Wir leben in einer gefährlichen Zeit.

Von den terroristischen Anschlägen der Taliban, der ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien), der Al-Qaida und den vielen anderen Gotteskrieger-Terrornetzwerken in der ganzen Welt habe ich Dir gegenüber gar noch nichts erwähnt. Ich werde in meinem folgenden Brief etwas ausführlicher darüber berichten. Nur soviel: Unter dem Vorwand von Religion, in genannten Fällen des Islams, kämpfen nicht wenige mit perverser Methode, meist Selbstmordanschläge, gegen "die westliche Welt" und die Ungläubigen. Die Opfer sind zufällig - es kann jeden treffen.

Es kommt mir gerade in den Sinn, dass Du die Religion als Opium fürs Volk definiertest. Das stimmt mich gerade nachdenklich. Einerseits kann ich deinen Gedankengang auf meine Art gut nachvollziehen. Mir gefällt das Glauben an sich nicht, und schon gar nicht die instrumentalisierte Religion, die Religion nur vorgibt zu sein. Doch der Glaube ist Realität, die Frage ist, was daraus heraus gutes entstehen kann.

Ich bin etwas abgeschweift, aber dieser Tage beschäftigt mich Wahn und Terror. Von deinen Ideen, wie die Gesellschaft funktionieren könnte, gibt es kaum gute und erfolgsversprechende Beispiele zu nennen. Der liberale Markt hat das Steuer übernommen. Die Kluft zwischen arm und reich nimmt jährlich neue, krassere Dimensionen an. Die Kriege um Ressourcen sind immer noch in vollem Gange und werden es auch noch eine Zeit lang bleiben. Ich habe die Utopie aufgegeben, eine Welt in Frieden vorzufinden. Die Macht, der Einfluss und der Besitz sind verführerisch und der Egoismus regiert die Welt. Wir sind alle verdammte Kapitalisten. Also mach's gut, mein lieber Freund, ich freue mich auf deine kommenden Zeilen.

Dein immer verbundener Fabian Suter

Im August 2016

BRIEF AN ADAM SMITH

Lieber Adam Smith,

ich habe mich deinen Schriften stets verweigert, habe aber dennoch viel über dich gehört und erfahren. Du warst wohl der Mensch, der ungeschönt und klar am schönsten das Wesen der Gier, der Macht und Habsucht im Menschen erkannt hat und hast wichtiges in Zusammenhang gebracht. Etwas zugespitzt könnte man sagen, dass vor allem dein Ausdruck "Die unsichtbare Hand" die Zeit überdauert. Da hast Du ziemlich populistisch der Welt erklärt, wie das kapitalistische System funktioniert. Chapeau!

Dein Weltbild, muss ich ehrlich sagen, ist mir schon fremd. Meine Vorstellung einer Gesellschaft ähnelt keiner Weise deiner. Ich weiss nicht, was Dich geritten hat. Aber noch heute lieben Dich die neoliberalen Kreise. Ich bedauere sehr, dass Du mit deinen Theorien und Visionen solch grossen Erfolg feiertest und immer noch feierst. Ich hätte damals nie auf Dich gewettet, es wär mir zu einfach erschienen. Doch hätte ich ganz viel Geld gewonnen. Es scheint, Du seist der einzig wahre Vordenker der neoliberal-kapitalistischen Geschichte, ich bewundere diese Leistung. Leider hast Du nicht eingestehen wollen, dass das System Fehler hat und wahrscheinlich hast Du nicht erahnt oder gewusst, wie regulativ sich das System in Zukunft verhält um weiter zu bestehen. Der Kapitalismus ist glücklicher Weise nicht mehr in dieser Art rein, wie Du Dir das in deinen kühnsten Träumen erdacht hattest. Der Staat übernimmt wichtige Aufgaben im Gesundheitswesen, der Bildung und anderswo, wo nicht die Effizienz die einzig messbare Maxime ist. Vieles ist anders als zu deiner Zeit, die Umverteilung des Geldes auf Alle und nicht nur auf ein paar Wenige wird heute in breiten Kreisen diskutiert und findet immer mehr Zustimmung. Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, dass alle etwas vom Kuchen haben müssen, damit das Wachstum bestehen bleibt ohne Kriege führen zu müssen, deshalb stärken die intelligenten Führer den Sozialstaat und tun alles, um die Attraktivität ihres Standorts für alle zu verbessern.

Aber Wachstum ist ein überholtes Ziel. Heute wissen wir um die endlichen Ressourcen, wir leben mit der Erkenntnis, dass nachhaltiges Handeln nicht nur logisch, sondern auch für jeden Einzelnen aus ökologisch-ökonomischer Sicht Pflicht ist, obschon wir alle immer noch viel zu viele Ausnahmen machen.

Mich dünkt, deine "unsichtbare Hand" kannst Du langsam vergessen.

Ich grüsse dich in die Dunkelheit, Fabian Suter

PS: Bitte entschuldige den ab und an groben Ton. Du weisst, ich mein es nicht so. Ich habe Respekt vor Dir.

Im August 2016

BRIEF AN JOHN MEYNARD KEYNES

Lieber John Meynard Keynes,

es freut mich, Dir heute ein paar Zeilen zu schreiben und ich bin zuversichtlich, dass Dich mein Schreiben auch erreicht. Ich würde meinen, Du bist der Wegbereiter für einen Kapitalismus, den wir alle gerne irgendwie erdulden, zumal in der europäischen wie auch in der nordamerikanischen Hemisphäre. Dass Staaten, die unter korrupter Führung oder mangelnder, notwendigen Investitionen leiden, keine bis gar keine Chancen haben sich zu entwickeln, ist jedoch nicht wünschenswert, da sind wir uns sicher einig. Aber ein System, das wohlhabende Gesellschaften in sich trägt braucht auch solche, die Schulden mit sich tragen. Wenn Alle alles hätten und auch noch Überschuss - das liegt gezwungenermassen nicht in den machbaren Möglichkeiten.

Anfang des 21. Jahrhunderts sind wir nun soweit, dass bereits Minuszinsen für Gespartes verrechnet werden. Das ist kaum vorstellbar und trotzdem wahre Realität. Vor 15 Jahren hätte niemand laut darüber nachgedacht.

Es macht mir überaus grosse Freude, dass Du, ein anerkannter und vielzitierter Ökonom, Philosoph und Mathematiker der Welt plausibel machen konntest, dass nicht allein der Markt die Produktion und den Handel regeln, sondern dass es notwendige Interventionen braucht, die die Politik erarbeiten muss, um Regelungen aufzustellen, die den globalen Markt stützen und schützen, die auch das Wohl aller lebenden Menschen zum Ziel hat. Diese Gedanken und klaren Konkretisierungen deinerseits sind noch heute bedeutend innovativ und vorausdenkend.

Dass Mitte der 80er Jahre eine Welle neokapitalistischer Werte global auf uns zusteuerte und leider mancherorts immer noch das Weltgeschehen dominieren, ist äusserst fraglich, doch Denker der Chicagoer Schule, meines Erachtens allen voran mit dominierender Prägung durch Milton Friedman, haben die Welt in die Extreme geschaukelt. Aktuelle Zahlen belegen, dass 62 Superreichen die Hälfte des weltweiten Besitzes gehört. Das ist unfassbar. Und wie Du sicher weisst, prägen diese letztlich auch die Weltpolitik.

Ich würde gerne von Dir hören, dass diese Kluft zwischen Arm und Reich zu beenden ist, und dass Du uns einen Weg aufzeigst, wie wir dies hier in der Zukunft umsetzen können. Ich weiss nun nicht, ob Du Dir die Zukunft vorstellen kannst, in der wir heute leben. Die Computerisierung hast Du nicht mehr miterlebt, - und das ist eine der entscheidenden Wendungen - welche mit sich bringt, dass Kapitalanlagen in Millisekunden die Besitzer wechseln, dass Investition eigentlich nicht mehr die Bedeutung hat eine Firma finanziell zu stützen, sondern nur die digitalen Gewinne und Verluste der Papiere relevant sind und der Investor nicht das Ziel hat, eine Firma aufzubauen, vielmehr geht es schlicht um seine Maximierung der Gewinne.

Ich könnte Dir hier an dieser Stelle Dinge ins Unermessliche aufzählen, vieles, das die Habenden heute aufbauen ist ziemlich geistlos. Nun gut, lassen wir es dabei, die Welt müsste schon zu tiefst erschüttert werden, um allenfalls einer neuen Gerechtigkeit Platz zu machen. Es ist zu hoffen, dass die Mittellosen um ihre Rechte kämpfen und gemeinsam definieren, wie sie in der Welt in Zukunft leben wollen, sollen, dürfen und können.

Einen ganz lieben Gruss
Dein Fabian Suter

Im September 2016

BRIEF AN MAX WEBER

Lieber Max Weber,

Dein Feuer für das Leben beeindruckt mich. Du hast Dich, mit der theoretischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Themen, die den Menschen, die Gesellschaft und deren Strukturen betreffen, vertieft auseinandergesetzt und warst Mitbegründer und eine der treibenden Kräfte zur Bildung einer neuen Partei, die sich linksliberal positionierte. Doch deine politische Einstellung war, als Du noch jünger warst woanders zu finden. Es freut mich zu sehen, dass ein Gesinnungswandel möglich war.

Dein hochqualifiziertes Wissen hätte Dich noch sehr weit gebracht, doch hat Dich relativ früh die spanische Grippe erwischt, und dann ging alles ziemlich schnell. Dass Du kurz zuvor die Mitbegründung der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) vorangetrieben hast, löst bei mir grossen Respekt aus. Dein Wissen in den Bereichen der Soziologie, Ökonomie, Jura und Philosophie ist enorm. Dass heute eine kaufmännische Schule nach Dir benannt ist, mag nicht verwundern.

Eines deiner Interessen galt dem Zusammenhang von Glaube, in diesem Fall des Protestantismus, und des Kapitalismus. Dein Buch "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" verfolgt die These, dass die moderne Kultur eben gerade im Okzident den nährenden Boden für die heute geltenden Regeln des Kapitalismus vorfand, und nicht anderswo. Spannender Ansatz, darauf wäre ich nie gekommen.

Du hast trotz deines psychischen Leidens, heute würde man diese Krankheit als Burnout bezeichnen, gekämpft und Dich tief mit der Dich interessierenden Materie auseinandergesetzt, es wäre schön, Dir in einem Gespräch ein paar mich beschäftigende Fragen aufzuwerfen um von deinem breiten Wissensschatz zu profitieren.

Deine Anschauung für das treiben und getrieben werden jedes Einzelnen und der Gesellschaft ist beeindruckend. Die Haltung, sagen wir mal liebevoll und verantwortungsbewusst seiner Arbeit nachzugehen, ist ein Ansatz, der überdauern wird. Was mir etwas fehlt in deinen wissenschaftlichen Abhandlungen ist einerseits die Chancengleichheit und andererseits die Macht durch das Kapital. Vielleicht kommst Du dazu, im nächsten Leben darüber etwas zu schreiben,

ich grüsse Dich respektvoll
Dein Fabian Suter

PS: Heute hat der christliche Glaube zunehmend an Bedeutung verloren, dafür entwickelt sich der Kapitalismus zu einer Art Weltreligion. Ich fände es spannend, wenn Du mir diesbezüglich deine Gedanken mitteilst.

Im September 2016

TEXTE VON KUNSTSCHAFFENDEN

Verfasst im Zusammenhang der Bewerbungsschreiben für die Ausstellung "Kapitalismus - what else?" - Gruppenausstellung zu Gast in der Galerie Noseland, Schöftland vom 28. August - 18. September 2016 vom Verein BlackBox Kunst + Kultur aus Aarau.


von Barbara Gwerder

Die kapitalistische Gesellschaft leidet unter dem Druck, aus allem Profit zu schlagen. Unser Leben funktioniert vermehrt nach dem Prinzip des Nutzens und der Rentabilität. Die Bedrohung des Versagens jedes Einzelnen ist allgegenwärtig. Wir fragen uns immer häufiger, ob wir die Leistungen und Anforderungen der Marktwirtschaft erbringen können. Der ständige Druck führt nicht selten zu psychischer und physischer Erschöpfung.

Damit wir in der Wirtschaftswelt mithalten können, greifen wir vielfach zu pharmazeutischen Wirkstoffen. Kennen wir es nicht alle, wie wir uns überlegen, ob es vielleicht doch was bringt, die "Power-Pille für geistig Aktive" oder wie wir mit Hilfe von Injektion Schlank werden können. Auch "Energie auf Knopfdruck" ist sehr verlockend. Mehr Leistungsfähigkeit könnten wir doch alle gebrauchen. "Damit schaffe ich, was ich schaffen muss". Suggestive Werbesprüche die ihre Wirkung nicht verfehlen, da wir doch alle das Gefühl kennen, ausgepowert zu sein. "Vorrat vom Feinsten für den Notfall", was soviel heisst wie Proteine und Kohlenhydrate in Pulverform.

Aus diesem Grund boomen Nahrungsergänzungsmittel, die angeblich zur Steigerung des menschlichen Stoffwechsels dienen, damit wir hochleistungsfähige Menschen bleiben oder werden. Dazu gibt es noch eine Vielzahl von Arzneimitteln zur Beeinflussung von Gemüt, Befinden, Denken und Verhalten.
Viele medizinische Wirkstoffe sind seit Menschengedenken nicht aus unserem Leben weg- zudenken. Wir alle brauchen die pharmazeutischen Technologien was den Pharmaunternehmen sehr viel Macht gibt. Die Pharmaindustrie gilt als eine der weltweit grössten, profitabelsten Wirtschaftszweige schlechthin. Ihre Methoden für die Verwirklichung ihrer Machtstellung in der kapitalistischen Weltwirtschaft sind beunruhigend. Zweifelhafte Machenschaften der Pharmakonzerne geraten ständig unter Kritik. Diese sind in der Medienwelt auf der ganzen Welt tagtäglich zu verfolgen. Nicht selten wird die Pharmaindustrie als korrupter Wirtschaftszweig des Kapitalismus gesehen.


von Denise Ackermann Flury

Der Appetit der Geldgier scheint auf Seiten von Verkäufer sowie Käufer unersättlich. Darunter leiden nicht nur die Qualität der Produkte, sondern auch die Menschen und Kinder, die diese Produkte unter menschenunwürdigen Voraussetzungen produzieren, aber auch die Natur und das gesamte Wirtschaftssystem. Wie lange können wir es uns noch leisten, auf dem Buckel von Mensch und Natur superbillig einzukaufen. Eben ganz im Sinne von Kapitalismus what else?


von Dominik His

Steigende Kurse sind grün, sinkende Kurse rot! Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Ein- bzw. Aussteigen?
Das ewige Spiel mit dem ständigen Auf und Ab an den Börsen. Die Suche nach immer neuen Investmentvehikel um dem Investor noch mehr Geld abzuknöpfen. Absolut untransparent und höchst spekulativ.
Für Laien sind diese ganzen Vehikel gänzlich unverständlich und schon lange nicht mehr nachvollziehbar.
Derivative, Futures, Swaps, Options, Baskets, Funds, ETF's, Calls und Puts und deren Butterflys, Strangles und Straddles...die Liste mit diesen exotisch klingenden Namen ist schier unendlich.
Der letzte Schrei sind sogenannte CO2-Zertifikate.
Firmen können sich dank diesen Anlagevehikeln eine sogenannt "saubere" Weste zulegen.
Alles leere Versprechungen, welche in vielen Fällen zum TOTALEN Verlust führen!

Schlussendlich sind wir allesamt die Geprellten, die Ausbeuter und die Verlierer in Einem.

Passend dazu Goethe's Hexen-Gedicht:

Das Hexeneinmaleins

Du musst verstehn!
Aus eins mach Zehn,
Und Zwei lass gehn,
Und Drei mach gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex,
Mach Sieben und Acht,
So ist´s vollbracht;
Und neun ist Eins,
Und Zehn ist keins,
Das ist das Hexen-Einmaleins!

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)





von der Forschungsgruppe Kunst

Dreiviertel der Erdoberfläche sind heute mit Wasser bedeckt, das entspricht ungefähr 1,4 Milliarden Kubikkilometer. Nur etwa 3 % davon sind Süßwasser, der Rest besteht aus salzigem Meereswasser. Alles Leben auf der Erde entstammt ursprünglich aus dem Meer. Die Meere sind der wichtigste Lebensraum für Flora und Fauna auf unserem Planeten. Sie beeinflussen im starken Maße das Klima auf der Erde und sie sind ein wichtiger Faktor für die Versorgung des Menschen mit Nahrung und Energie.
Die Menschheit jedoch hat es in kürzester Zeit geschafft durch Nährstoffe, ungeklärte Abwässer, Öleinträge, langlebige Pestizide, radioaktive Substanzen, Schwermetalle, Sediment-Verlagerungen, Müll und industriellen Fischfang das Meer zu verschmutzen und damit auch den Lebensraum vieler Meerestiere zu zerstören.
Die unzähligen UN-Klimakonferenzen von Berlin (1995) bis Paris (2015) zeigen uns klar und deutlich, dass sich die Menschheit ihrem selbstauferlegten Schicksal längst ergeben hat. Wir müssen uns wohl oder übel auf dieses Schicksal einlassen und versuchen das Beste aus dieser Situation herauszuholen um uns einen goldenen Lebensabend mit latenter Untergangsstimmung zu ermöglichen.


von Habib Asal

Obwohl der Protest der Occupy Bewegung verstummt ist und mittlerweile andere Formen des aktivistischen Widerstands an ihre Stelle getreten sind, bin ich der Meinung, dass ein Umdenken nach wie vor eines der wichtigsten Faktoren ist, den Raubtierkapitalismus zu zähmen. Denn solange in den Köpfen der Verursacher von ungebremster Habgier kein Umdenken stattfindet, solange werden diese den unzivilisierten Kapitalismus weiter vorantreiben, und mit ihnen alle, die die Ideologie des Neoliberalismus nicht kritisch in Frage stellen.


von Myriam Gallo

Konzerne wie Nestlé, Unilever und Coca Cola binden. Während einer Recherche bin ich auf den Zeitungsartikel "Neoliberales Herrschaftssystem: Warum heute keine Revolution möglich ist" in der Süddeutschen Zeitung gestossen. Er zeigt auf, wie sich die repressive, systemerhaltende Macht der Disziplinar- und Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts transformiert hat. Heutzutage ist das neoliberale, kapitalistische Herrschaftssystem ganz anders strukturiert. Die systemerhaltende Macht ist nicht mehr repressiv, sondern seduktiv, verführend. Sie ist nicht mehr so sichtbar wie in dem disziplinarischen Regime. Es gibt kein konkretes Gegenüber mehr, keinen Feind, der die Freiheit unterdrückt und gegen den ein Widerstand möglich wäre.


Das wirtschaftliche Wachstumsprinzip treibt jedes einzelne Unternehmen dazu an, maximalen Profit zu erwirtschaften. Meist ohne Rücksicht auf soziale, ökologische oder politische Folgen, mit leider fatalen Folgen für Mensch und Umwelt.
Wir sind Mitglieder eines Gesellschaftssystems, das unsere Leistungs- und Konsumbereitschaft ständig einfordert, uns aber kaum Aufmerksamkeit und Zeit lässt, die Folgen unseres eigenen Handelns zu reflektieren, oder diese gar durch entsprechende Maßnahmen konkret zu vermeiden.

Als Konsumenten haben wir die absolute Wahl- und Entscheidungsfreiheit an Produkten und Dienstleistungen. Wir besitzen mehr Freiheiten in der Wahl unserer Konsumprodukte als in der politischen Mitbestimmung.

Wir als Konsumenten können also sehr wohl mitsteuern, wenn wir aufgeklärt und bewusst konsumieren. Für die Bekleidungsindustrie ist das Motto höchste Stückzahlen in kürzester Zeit zum geringsten Lohn zu produzieren. Der Kleiderkonsum ist in den letzten Jahren massiv gestiegen, bedingt durch den Preiszerfall.

Im Durchschnitt kaufen wir fünf bis sechs Kleidungsstücke pro Monat und die kurze Nutzungsdauer ist von Herstellern einkalkuliert, etwa acht Mal sollen die Kleider getragen werden, dann muss man etwas Neues haben.

So landen viele Kleider nach kurzer Zeit in die Altkleidersammlung und werden als sogenannte Hilfsgüter tonnenweise in die 3. Welt verschickt, insbesondere nach Afrika.

Dieser transkontinentale Kleiderimperialismus zerstört die vielseitigen, lokalen Textil- und Bekleidungsindustrien. Die Textilindustrie hat in großem Umfang zur Verschmutzung, Ausbeutung und Versklavung der Wirtschaft beigetragen, sie gehört nicht nur zu den die Umwelt am stärksten belastenden Industrien, sondern beschäftigt ihre Arbeiter gleichzeitig zu Hungerlöhnen und unter zum Teil unwürdigen, gesundheitsschädlichen Bedingungen.

PRESSEBERICHT

Kapitalismus - what else?

Die Vernissage am heissen, des vielleicht letzten Sommertages war trotz des Umstands, das die ausgebaute Scheune die Hitze richtiggehend staute, sehr gut besucht. Die Ansprache des Präsidenten des Vereins BlackBox, der die Galerie Noseland in Schöftland vorübergehend für eine thematische Gruppenausstellung nutzt, war wie es einige Besucher immer wieder betonten: "legendär". Er, Fabian Suter, wie auch die Vorstandsmitglieder Nicole Schwarz und Eva van der Spek sowie eine Anzahl freiwilliger Helfer engagierten sich vollends um das Gelingen der Vernissage und waren somit durchwegs beschäftigt. In kurzen Pausen gab es Gelegenheit ein kurzes Schwätzchen zu halten. Die Begeisterung der Besucher für die spannende Auswahl von Werken von Kunstschaffenden aus vielen verschiedenen Kantonen war nicht zu übersehen und auch die Organisation wurde in hohen Tönen gelobt. Die angekündigten Performances hatten ein gutes Unterhaltungsklima geschaffen und gegen Abend konnten sich Hungrige mit Wurst und selbstgebackenem Brot verpflegen.

Die 28 Kunstschaffenden bedienten das Thema "Kapitalismus" auf ganz unterschiedliche Weise und präsentieren bis zum 18. September insgesamt 47 Arbeiten in einer Qualität, die gut mit den Werken der Manifesta Zürich mithalten kann. Dieser Vergleich ist nicht von ungefähr, die Ausstellung "What People Do For Money" hat eine auffallend ähnliche thematische Ausrichtung.

BlackBox zu Gast in der Galerie Noseland, Schöftland
Ausstellung bis 18. September, Do - So 16 - 19 Uhr
weitere Informationen unter www.blackboxonline.org

Im August 2016